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Heinrich-Böll-Preis für José F.A. Oliver

In Kooperation mit Streit startet Literaturfestival „Hausacher LeseLenz“

Dieser Tage wurde dem Hausacher Dichter José F.A. Oliver einer der renommiertesten Literaturpreise zugesprochen: Er erhält im Herbst den Heinrich-Böll-Preis für Literatur. Seither erreichen ihn Glückwünsche aus aller Welt. Auch das Unternehmen Streit gratuliert ihm sehr herzlich und freut sich mit ihm über diese Auszeichnung. Streit und José F. A. Oliver verbindet eine sehr lange Beziehung und Kooperation.

Noch kann Oliver sein Glück nicht wirklich fassen. Wie für alle Autoren war auch für ihn seit Corona die Literatur ein hartes Brot geworden. Umso mehr nun die freudige Überraschung dieser auch international bedeutenden Auszeichnung.

Wortmagie zwischen zwei Welten

José F.A. Oliver ist ein Wortkünstler, der mit seinen Gedichten eine Sprache schafft, in der man sich zu Hause fühlt. Das Zuhause Sein – das Lebensmotto des Autors – ist bei ihm in zwei Regionen verortet: In Andalusien und im Schwarzwald. Seine Eltern wanderten in den 1950er Jahren aus Spanien aus, suchten Arbeit und fanden in Hausach im Kinzigtal eine neue Heimat. Hier wurde José F. A. Oliver geboren und wuchs mit spanischem und Kinzigtäler Dialekt auf. Die Zweisprachigkeit und das Hineinhören in zwei Kulturen sind sein dichterisches Lebensmotto. Früh schon erhielt er Literaturauszeichnungen, er zählt seit vielen Jahren zu den bedeutenden zeitgenössischen Dichtern in Deutschland.

Als wir über Videokonferenz sprechen, muss er seine Papageien aussperren. Diese seien neuerdings etwas eifersüchtig, erzählt er schmunzelnd, und wollten meist mitreden, wenn er telefoniere oder in einer Zoomkonferenz sitze. Auch diese krächzende Sprache will verstanden werden.

Literaturfestival „LeseLenz“

José F.A. Oliver hat sich nicht nur als Dichter einen Namen gemacht. Auch als Gründer und Kurator des Hausacher „ LeseLenz“ ist er seit vielen Jahren in aller Munde. 1998 startete er sein Literaturfestival, seither lockt er internationale Stars nach Hausach und fördert und entdeckt gleichzeitig junge Autorinnen und Autoren. Zwischen 50 und 70 Schriftstellerinnen und Schriftsteller reisen dann in den Schwarzwald. Bis zu 5.000 Zuschauer kommen ebenfalls angereist, verwandeln Hausach für mehrere Wochen in den literarischen Nabel der Welt. Sein Literaturfestival erweckt Hausach jedes Jahr im Juli aus einer Art sprachlichem Dornröschenschlaf. Dann sind an vielen Orten Lesungen zu hören und ein gebannt lauschendes Publikum taucht ein in ganz andere Sprach- und Erlebniswelten, lernt ungeahnte Figuren, Protagonistinnen, Helden und Heldinnen kennen, erarbeitet sich neue Zugänge zu Gedichten, erschließt sich neue Sinnzusammenhänge, erobert sich poetisches Neuland.

„Spracharbeit ist Sozialarbeit“

Gleichzeitig wirbt Oliver mit seinem „LeseLenz“ für mehr Sprachsensibilität an Schulen. Ganze Schulklassen aus dem Kinzigtal und der Ortenau nehmen regelmäßig am „LeseLenz“ teil. „Es kommen auch immer zwischen 2.000 und 3.000 Schüler“, berichtet Oliver. Er bietet Schreibwerkstätten an, die von Autorinnen und Autoren geleitet werden. Ein Jahr später entsteht daraus eine Publikation. Auch ein beliebtes Lesebuch mit pädagogischen Konzepten ist so entstanden. Spracharbeit ist Sozialarbeit“, sagt Oliver und betont damit seinen sozialpolitischen Auftrag, dem er sich verpflichtet fühlt.

Buchhandlung Streit fördert den „LeseLenz“

Einer dieser magischen Orte in Hausach ist die Buchhandlung Streit. Sie unterstützt von Anbeginn an mit viel Herzblut und Leidenschaft das Literaturfestival. „Die Buchhandlung macht auch seit jeher den Büchertisch für den LeseLenz“, freut sich Oliver, „Frau Bischler organisiert das immer ganz fantastisch und beeindruckt mich außerdem stets aufs Neue durch ihre wunderschöne Schaufensterdekoration. Wunderbar ist auch, wie sie immer Bezüge zum Motto des LeseLenz herstellt.“

„Wir freuen uns jedes Jahr, wenn der LeseLenz beginnt. Dieses großartige Projekt unterstützen wir sehr gerne“, sagt Geschäftsführerin Sigrid Bischler.

Dieses auch deutschlandweit besondere und familiäre Literaturfestival hat bei Streit eine lange Tradition. „Streit hat den LeseLenz mitaufgebaut vor 24 Jahren“, sagt Oliver. Damals vor 24 Jahren kümmerte sich Walfriede Streit, die Mutter von Sigrid Bischler und Ehefrau des Firmengründers Edgar Streit, um die Lesungen und setzte sich für das Festival ein. Die Buchhandlung Streit ist Förderer und Premium Sponsor des „LeseLenz“.

Corona hat das Literaturfestival auf digitale Beine gestellt

„Es war ein verdammt schweres Jahr“, sagt Oliver. Wegen Corona musste alles umgeplant werden in einen „LeseLenz 2.0“. Und so wurden neben fünf analogen Formaten auch einige Lesungen, Literaturgespräche und Debatten bis Ende des letzten Jahres im Internet gestreamt. Der Abschluss fand übrigens erst dieser Tage statt. Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras stellte ihr Sachbuch mit dem Titel „Heimat – kann die weg“ vor. Der Termin war mehrfach aufgrund von Corona verschoben worden. Oliver ist stolz, dass der „LeseLenz“ überhaupt stattfinden konnte. „Wir waren eine der wenigen Literaturfestivals, das trotz Corona sein Programm 2020 durchgeführt hat. Ein kluges Konzept und das teilweise Umsatteln auf das Digitale waren von Vorteil.“

„poetische t:räume“

Der diesjährige in zwei Teilen aufgebaute „24. LeseLenz“ startet am 1. Juli unter dem Motto „poetische t:räume“ und wird an zwei Wochenenden im Juli und im August durchgeführt. Auftakt bildet ein Kabarettprogramm. Viel dreht sich dieses Jahr um Meer und Wasser – der „LeseLenz“ startet im Kinzigtalbad Ortenau. Am 3. Juli und am 7. August werden die Gäste dann an viele literarische Stationen geführt, das Festival ist sinnlich, erlebbar und lebendig. „Ein Markt der W:orte“ und ein Kulturumzug mit vielen Poetry Slamern und der Hausacher Stadtkapelle, beispielsweise, werden für interessante „interkulturelle“ Begegnungen sorgen.

Jedes Format im „LeseLenz“ hat einen eigenen Kurator, aber auch ein eigenes Stammpublikum. So gewährleistet Oliver, dass alle – jung und alt – auf dem Literaturfestival etwas für sich mitnehmen können. Poetry Slam, Romane, Essays, (experimentelle) Lyrik – für jeden ist etwas dabei.

„Sponsoring ist auch Poesie“

Die Pandemielage ist weiterhin unklar, trotz Lockerungen bleibt die Sorge. „Im Grunde planen wir die Unplanbarkeit“, sagt Oliver. Dass er sein Literaturfestival trotz pandemischer Unwägbarkeiten durchführt, hat auch mit seinem sozialen Herz zu tun. „Mir war wichtig, ein lyrisches Kurzarbeitergeld für all die Autoren zu ermöglichen, die durch Corona keine Einnahmen mehr haben.“ Er hat daher viel verhandelt mit seinen Sponsoren, um Fördergelder so breit wie möglich streuen zu können.

Der „LeseLenz“ wäre ohne all die Förderer und Sponsoren aus der Privatwirtschaft nicht realisierbar. Ein Teil von Olivers Arbeit besteht darin, Unterstützer zu gewinnen, um Lesungen, Unterkunft und Stipendien zu finanzieren. Er hält intensiven Kontakt zu ihnen, sucht Formate, die zu ihnen passen. Es kann bisweilen etwas dauern, bis das Matching stimmt, denn es geht ihm nicht nur ums Geld: „Der LeseLenz hat einen kulturpolitischen Auftrag, den wir alle gemeinsam erfüllen“, betont er.

„In jedem Mensch ist Poesie“

„In jedem Mensch ist Poesie“, davon ist der Lyriker José F.A. Oliver zutiefst überzeugt. „Man muss Räume anbieten, wo sich diese Poesie entfalten kann“, sagt er, „als Kulturvermittler schaffe ich diese Erzählräume.“

Mit dem „Hausacher LeseLenz“ gelingt es ihm, eine ganze Stadt, ein ganzes Tal zu poetisieren, über alle Generationen hinweg. Dass er mitten im Festival auch zugleich seinen 60. Geburtstag feiern wird – eine schöne Fügung. Da erscheint einem der soeben zugedachte Literaturpreis genau als das passende Geburtstagsgeschenk.

Herzlichen Glückwunsch lieber José F.A. Oliver zum Heinrich-Böll-Preis!

 

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José F.A. Oliver

 

 

Das Gedicht wurde mit freundlicher Genehmigung von seiner Homepage geliehen: www.oliverjose.com

weitere Informationen zum „LeseLenz“

 

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